Initiative „Rostock hilft“ protestiert gegen Massenabschiebungen vom Flughafen Rostock-Laag
Am 10 Mai 2016 wurden erstmals vom Flughafen Rostock-Laage mit einer Sammelabschiebung 103 Personen, davon 50 Kinder, nach Mazedonien, Serbien, Albanien und Kosovo abgeschoben. Der größte Teil der Betroffenen (90 Personen) lebte in Mecklenburg-Vorpommern. Aber auch aus Hamburg und Schleswig-Holstein wurden Menschen zur Abschiebung nach MV gebracht.
Pressemitteilung der Initiative Rostock hilft zu den Abschiebungen vom 10.05.16 über Rostock-Laage
Etwa 80 Menschen versammelten sich daraufhin mit Transparenten wie „Bleiberecht für alle“ oder „Kein Mensch ist illegal“ spontan in der Rostocker Innenstadt, um gegen diese Abschiebungen zu protestieren.
Unter den Betroffenen war auch eine Familie aus Rostock, deren Trennung billigend in Kauf genommen wurde. Die Mutter und drei Kinder wurden ohne Ankündigung abgeschoben, während der Vater mit einer minderjährigen Tochter zurückblieb. „Wir sind bestürzt darüber, wie leichtfertig Familien durch die Behörden auseinandergerissen werden“, so Helge Brenke von „Rostock hilft“. „Darüber hinaus finden wir es unverantwortlich und unverständlich, dass Familien abgeschoben werden, die seit mehreren Jahren hier leben und sich gut integriert haben. Die Kinder besuchten in Rostock die Schule und hatten hier ihre Freunde“, so Brenke weiter.
„Rostock hilft“ zeigt sich entsetzt über dieses menschenunwürdige Vorgehen der Landesbehörden. „Wir sprechen uns entschieden dagegen aus, dass Rostock-Laage neuer Abschiebeflughafen in Norddeutschland wird. Die Kooperation mit den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein zeigt außerdem eine neue Dimension der Abschiebepraxis in Norddeutschland“, so Brenke. „Vermeintlich „sichere Herkunftsländer“ werden bewusst herbei definiert, mit dem Ziel die Flüchtlingszahlen zu reduzieren – ungeachtet der Folgen für den Einzelfall und ungeachtet der konkreten Fluchtursachen der Betroffenen. Unter den Betroffenen der heutigen Massenabschiebung waren auch Angehörige der Roma-Minderheit. Sie werden in ihren Herkunftsländern strukturell diskriminiert, ausgegrenzt oder gar verfolgt. Anstatt die besondere historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Roma wahrzunehmen, werden sie de facto als „Asylbetrüger“ stigmatisiert und abgeschoben“, kritisiert Karla Hoffmeyer, ebenfalls von „Rostock hilft“.
„Wir fordern eine ernst gemeinte Einzelfallprüfung der Asylanträge, unabhängig vom Herkunftsland. Wir fordern außerdem einen menschlichem Umgang mit Geflüchteten, auch bei ihrer Abschiebung. Die Betroffenen müssen die Möglichkeit haben, sich auf die traumatisierende Situation einzustellen, Abschied zu nehmen und Vorkehrungen für ihre Ankunft in dem jeweiligen Herkunftsland zu treffen, anstatt sie ohne jedwede Unterstützung auszusetzen. Dies muss
insbesondere gelten, wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind“, so Hoffmeyer.